Skizzen/Kommentare zu: Dokumentierung eines Verlusts

26. Februar 2019, Fotodokumentation, 2 Totalen und 196 Details, aufgenommen zwischen 8:56 Uhr und 19:33 Uhr, Achim-Uesen.

In Ausstellung: Drei Fotografien auf Hartschaumplatte, Größe des mittleren Quadrats 1m x 1m (gesamtes ggf. auch kleiner, oder nur das Quadrat mit den 196 "Funddetails" - je nach Absprache und Möglichkeiten in den Ausstellungsräumlichkeiten...)

Bisher unveröffentlicht.

Skizzen/Kommentare zu: Zeit schafft Ordnungen

Digitale Collagen mit Fotos verlorener Handschuhe (2007 - 2016)

In Ausstellung: kann gezeigt werden als Fotoprints auf Leinwand/Keilrahmen (je 30 x 30 cm) oder sequentielle Projektion: Eine Collage bindet nach ästhetischen Kriterien eine Gruppe von 25 Handschuhen einer "Ordnungskategorie" zu einem Quadrat.

Gezeigt als Projektionen u.a. 2016, Galerie Chrystal Ball Berlin, "ALG # 1 - Agency of Lonely Gloves", 12.Feb.- 1.April.

In Ausstellungen mit viel Platz auf dem Boden (z.B. an den Wandbereichen unterhalb von "Flachware")können Fotos einzelner  Fundstücke (Fotos mit Handschuhen in Originalgröße auf Leinwand gedruckt, Quadrate 25 x 25 cm)ausgelegt werden - "Selbst nach Belieben sortieren!" ist dann impliziert... Klappt aber erfahrungsgemäß nicht mit dem kunstbeflissenen gut erzogenen (fetteckenbeseitigungstraumatisierten)Publikum ("In Ausstellungen darf man nix anfassen, bloß nix berühren oder verändern...") Installation hat also offensichtlich keinen Aufforderungscharakter, sondern braucht irgendeine Art des Anstupsens durch die Galeristen/Kuratoren...dann wird es aber vielleicht schon wieder doof...hmmm?!

Hintergrund des Themas "Verlorene Handschuhe" (und auch einiger weiterer Sammlungen Wilkens)

Projekt: Sammeln.

Material: (Vor)Gefundenes.

In diesem Fall: Verlorene Handschuhe.

Methode:  Fotografie, Digitale Kopie. 

Ergebnis zunächst: Digitale Sammlungen...als Motor und Werkstoff für ästhetische Prozesse.

Prozess: Sortieren, immer wieder neu und anders..

Ästhetische Prozesse?

Sammeln aus nichtigem Anlass, als Folge selektiver Wahrnehmung, als kollektives Vergnügen...

Sortieren und Ordnen als ästhetischer Prozess, Neugier auf Fallstudien:

• Zufall 1: Ein verlorener Handschuh auf dem Weg erweckt die Aufmerksamkeit und wird fotografiert.
• Zufall 2: Ein anderer verlorener Handschuh an einem anderen Ort zu einem späteren Zeitpunkt erinnert an den ersten Fund und wird fotografiert.
• Neues Sammlungsgebiet:  Das Foto des 3. Handschuhs verlangt für die Archivierung nach einem eigene Ordner – es entsteht eine Sammlung.
• ...und Regeln: Aus der Position der Entdeckung wird fotografiert, Totale und 3-facher Zoom.
• Archiviert - wird quadratisch: Fundorttotale und Handschuh, bildfüllend.
• Sammeln, sammeln, sammeln: Ein Sammelgebiet will gefüllt werden – noch ist jeder Fund (monatlich höchstens einer) eine Überraschung, eine willkommene...
• Sensibilisierung: Eine Sammlung führt unweigerlich zu selektiver Wahrnehmung – Wegränder werden gescannt, Baustellen im Vorübergehen inspiziert, zeitliche Abstände zwischen den Funden werden kürzer, die pro Jahr gefundene Anzahl steigt...
• Bildung von Untergruppen: Sind 100 Fotos verlorener Handschuhe die "kritische Masse", die nach der Bildung von Untergruppen verlangt? Ungefähr....
• Sortiert wird in: Schwarze, weiße, gelbe, grüne, graue, blaue, lila-rosa-rote, gemusterte, aufgehobene und aufgehängte, oder:  Arbeitshandschuhe, Baustellenhandschuhe, Kinderhandschuhe, Lederhandschuhe, Strickhandschuhe...am Straßenrand, auf Pflaster, im Gras, mit einer Kippe als Beilage...
• Infizieren von Freunden, Verwandten & Bekannten: "Falls Ihr mal einen verlorenen Handschuh seht – macht ein Foto davon und schickt es mir..."
• Ergebnis 2007 – 2019: ca. 1400 eigene Fotos von verlorenen Handschuhen...
• Ich lerne - und kann immer besser: nicht hinter Bauzäune schauen, ignorieren, nicht für jeden Fund anhalten,..bald.
• Ich ignoriere: alle Hashtags mit "lostgloves" auf Instagram,die ich erst 2018 entdeckt haben - das Zeitfresserparadies für Sortierzwangsneurotikerinnen wie mich ;-)